Die spontane Reaktion des Subjekts auf die gegenwärtige
Realität heisst: Normalität.
Das Subjekt reagiert normalerweise mit derjenigen Struktur:
1, 2, 3, oder 4, die der Realität angemessen (adäquat) ist. Die Rangfolge kann
deshalb in unterschiedlichen Interessen-Bereichen (Partner, Beruf, Erotik)
verschieden sein.
Die vier Strukturen können 24 verschiedene Rangfolgen bilden:
von 1, 2, 3, 4 oder 1, 2, 4, 3 oder 1, 3, 2, 4 usw. bis 4, 3, 2, 1.
Je ausgeprägter das ICH-Gefühl ist, desto fixierter ist
die Rangfolge der vier Strukturen.
Fixierte ICH-Dispositionen werden z. B. als "Konstitution"
bezeichnet.
Bei fixierten ICH-Dispositionen bleibt stets eine Struktur blockiert und
frustriert z. B.
- - 1. Zugleich wird eine der drei andere Strukturen (2, 3 oder 4) übersteigert.
Diese kompensatorische Regulation ist ein labiles Gleichgewicht (der
"Neurotiker").
Statt des spontanen Bezuges zur Realität, zur aktuellen Gegenwart wird der Bezug
zur Realität umgeleitet über das ego-zentrische ICH-Gefühl ( wie z. B.
Ängstlichkeit, Aggressivität, Unbekümmertheit). Dadurch wird die Realität falsch
bewertet.
Dadurch wird sie einerseits als Frustration unterschätzt (- -) und in anderer
Hinsicht als Illusion überschätzt (++).
Die ego-zentrische ICH-Disposition (z. B. Rangfolge: ++1,
+2, - 3, - - 4) bewertet die Zukunft mit Erwartungen.
Solche Antizipationen sind Projektionen oder sie bewertet
die Vergangenheit: Solche Bewertungen sind Retro-Projektionen.
Die Retro-Projektion sucht nach Erinnerungsbildern, die der aktuellen
ICH-Disposition entsprechen. Sie sucht nach analogen Situationen, die zur
aktuellen, falschen ICH-Disposition passen und benutzt diese Bilder als
Argument, um die falsche ICH-Disposition zu begründen und zu rechtfertigen. Die
Retro-Projektion verwechselt die äusseren Bedingungen, die erinnerte Situation
mit der "inneren" Ursache: mit der subjektiv erzeugten Disposition. Die
ICH-Disposition findet immer jetzt, in diesem Augenblick und in dieser
Beziehung, zum Beispiel auch in der Beziehung zu Erinnerungsbildern statt.
Beide Projektionen geschehen jetzt in der aktuellen Gegenwart. Beide
Projektionen, die in die vermeintliche "Zukunft" und die in die vermeintliche
"Vergangenheit" sind Ausdruck der fixierten ICH-Disposition.
(Daher ist die Retro-Projektion der "Psychoanalyse" ein schädlicher Irrtum. Sie
sucht nach äusseren Umständen, oft in der Kindheit und hält die äusseren
Bedingungen für die Ursache des aktuellen Zustandes, also der ICH-Disposition.
Die Ursache des aktuellen Zustandes ist jedoch die ICH-Disposition. Diese muss
nicht fixiert sein. Sie kann sich jederzeit ändern. Die "Psychoanalyse" weist
die Schuld statt der "inneren" Ursache, der ICH-Disposition, den äusseren
Bedingungen, der Situation und den andern zu. Dadurch schafft und fixiert sie
ein in die Irre führendes Alibi. Beispiel: Eine Frau begründet ihre
misstrauische, kritisch wählerische Haltung gegenüber Männern damit, dass sie
als Kind eine sexuelle Annäherung ihres Stiefvaters erlebt hat.)
Aus der fixierten ICH-Disposition wird die Realität nicht objektiv beurteilt,
sondern subjektiv bewertet. Jede subjektive Bewertung ist entweder über- (++)
oder unterbewertet (- -).
Bewertet werden Vorstellungen.
Sie können sich auf Ereignisse oder auf Einbildungen beziehen.
Die Vorstellungen können Bilder sein,
die abstrakt sind (z. B. Mathematik) oder
real erlebt werden (z. B. Partner) oder
imaginär erlebt werden: a) Erinnerungen, b) Bilder, TV etc.
Die mentale Therapie löst die fixierten ICH-Dispositionen
auf.
Sie ersetzt die negativen Bewertungen, die von der
ICH-Disposition verursacht sind, durch die objektive Beurteilung der Situation,
"der Realität, wie sie wirklich ist". Damit beseitigt sie die Projektionen in
die vermeintliche Zukunft und in die vermeintliche Vergangenheit.
Die mentale Therapie kann mit vegetativ wirkende Methoden unterstützt oder, wenn
nötig, begonnen werden (Atmung, autogenes Training, Sport, Homöopathie,
Phytotherapie, Pharmaka usw.).